Book of the Dead

Wer glaubt bei diesem Buch handele es sich um altägyptische Bestattungsriten oder gar hofft, den verschollen geglaubten zweiten Band des höllischen Necronomicon vor sich zu haben, wird im Folgenden eines Besseren belehrt:

Arno Schmidt hat einmal in seiner Erzählung "Tina oder über die Unsterblichkeit" sehr schlüssig dargelegt, daß Menschen zwar sterben, aber nicht wirklich verschwinden, sondern in einer Art "Zwischenreich" weiter irgendwelchen Tätigkeiten nachgehen. Der eigentliche Nicht-Zustand, das Verschwinden im Nichts wird erst erreicht, wenn niemand der Lebenden sich an die Person erinnert, wenn alle Zeugnisse zu dieser Person im hier und jetzt vergangen sind. Dieses Hinübergleiten in das Nichts dürfte demnach den Menschen auf lange Sicht verwehrt sein, die in dem Buch der Toten der New York Times mit einem Nachruf bedacht wurden. Über 320 Nachrufe von bedeutenden Menschen werden hier wiedergegeben. Alle unmittelbar nach dem Tod des Subjektes verfaßt: Fürst Bismarck und Königin Victoria, Adolf Hitler und Benito Mussolini, Pierpont Morgan und Babe Ruth, ....
Wem das aber nicht genug ist, für den ist ein kleiner USB Stick beigefügt, der den Zugriff auf noch einmal 10 000 Nachrufe enthält. Also so etwas was Her Wehmut (ohne "r") schreibt

Für den historisch Interessierten eine Fundgrube, für alle anderen immerhin ein stattliches Buch, das etwas her macht im Bücherregal.

William McDonald (Ed.) : „Book of the dead“ , New York Times. 646 Seiten, 31,0 cm x 19,5 cm x 5 cm, 2,2 kg - stehpulttauglich.

K.H.C. Knorpel

Am 16.09.2019 fec.