Simplicius und der Baum
Die Frage, ob dieses Buch empfehlenswert ist, läßt sich sicher nicht durch eine Volksbefragung entscheiden. Das wäre nicht fair. Dabei würde nämlich die Mehrheit gewinnen.

Diese erfrischende Argumentation des zehnjährigen David findet sich in der Sammlung von Anekdoten, Paradoxien, Rätseln und Skurrilitäten, mit denen der Logikprofessor Smullyan sein Buch beginnt. Hungrig nach mehr wird sich der Leser nach dieser Einleitung voller Begeisterung auf die restlichen dreizehn Kapitel von Smullyans logisch-philosophischem Erguß stürzen … und sehr schnell an Elan verlieren. Nicht weil die folgenden Kunst-Dialoge insgesamt völlig überflüssig sind. Wer praktische Lektüre braucht, ist hier ohnehin komplett fehl am Platz.

Das Problem ist, daß die Diskussionen oft furchtbar langatmig und besserwisserisch sind und allzu konstruiert wirken. Wer durchhält, sich von der Darbietungsform nicht abschrecken läßt und in dem zähflüssigen Brei aus Erkenntnistheorie, Moralisieren, Wortklaubereien und Zen nicht stecken bleibt, der wird mit dem einen oder anderen abstrus-logischen Leckerbissen belohnt.

Apocolocyntosites' Fazit: Wer sich vorstellen kann, an einem wirklich funktionierenden, formallogisch korrekten Gottesbeweis auf axiomatischem Fundament Gefallen zu finden, sollte sich das Buch einmal ansehen. Eine gute Lektüre für auf dem Klo - Sitzung für Sitzung ein Kapitel.

Raymond Smullyan: Simplicius und der Baum. Aus dem Amerikanischen von Thea Brandt und Beate Babbel. Fischer Taschenbuch Verlag 1989