Eine Geschichte des Windes

Das Erfinden von Abenteuern gehört zum Handwerkszeug eines Erzählers und der Drang selbst erlebte Abenteuer zu erzählen, hat manch einen zum Buchautor gemacht. Im vorliegenden Falle haben wir es mit einem aus Archiven rekonstruiertem Abenteuer in Verbindung mit eigenen Reiseeindrücken verwobenen Roman nicht nur einer, sondern gleich dreier Entdeckungsreisen im 16. Jahrhundert zu tun. Die Geschichte des Aachener Kannoniers Hannes, der auf dem Schiff des Magalhães die Erde umrundete, von dem außer seinem Namen und denen seiner Eltern gar nichts überliefert ist, wird sehr anschaulich mit alten Wortwendungen und Begriffen gespickt erzählt. Die Handlungen sind mehrheitlich in Protokollen, Manifesten, Briefen, Gerichtsakten etc. belegt. Neben den historisch belegten Ereignissen auf den Reisen kommt der Einfallsreichtum des Autors beim Ausmalen seiner Romanfigur nicht zu kurz. Richtig Spaß macht der Schluß der Geschichte, wie sich das gehört. Das Buch sollte laut vorgelesen werden, um das Vergnügen zu erhöhen.

Die Gestaltung des Buches leht sich an die vor fünfhundert Jahren übliche an. Keine Seitenzahlen, sondern nur Kapitelnummern, unregelmäßig geschnittene Seiten, fleckiger Einband. Man kann also ruhig seine Kaffeetasse drauf abstellen, ohne daß es auffällt.

Raoul Schrott, Eine Geschichte des Windes oder von dem Deutschen Kanonier der erstmals die Weltumrundete und dann ein zweites Mal und ein drittes Mal, 130 Kapitel, keine Seiten. Carl Hanser Verlag München, 2019

Knorpel fec.

am 18.10.2019