Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur

Um es vorweg zu nehmen: Es geht nicht um Sex. Es geht um die Person und das Wirken des Naturforschers Humboldt, sein Werk und seine Wirkung auf seine Zeitgenossen. Ein 130-seitiger Anhang (> 20% des Buches) mit Literaturzitaten, Nachweisen und Danksagungen lassen ein langweiliges Sachbuch erwarten. Doch ganz im Gegenteil wird erfreulich interressant und flüssig über einen sendungsbewußten Forscher geschrieben, der Zeit seines Lebens versuchte, immer alles gleichzeitig im Blick zu halten, immer die Dinge und Beobachtungen im Zusammenhang zu betrachten. Während heute Forscher sich mit ihren Impact Factor in allen möglichen Zeitschriften ihre Wichtigkeit bestätigen lassen, könnte sich Humboldt zu seinem 200. Geburtstag locker zurücklehnen und auf seinen Einfluß auf Charles Darwin, Ernst Haeckel, Thomas Jefferson, John Muir, Henry Thoreau, uvm. verweisen. Ja, sogar Goethe (genau der!) hat von ihm gelernt. Daß die Autorin den Universalgelehrten als Vorreiter einer ökologischen Bewegung vereinnahmt ist vermutlich der Aktualtät dieses Themas geschuldet, macht aber nichts.

Nach der Lektüre neige ich dazu, mir doch mal den "Kosmos" von A.v.H. vorzunehmen (Achtung: nur etwas für Afficionados)

Andrea Wulf: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, (aus dem Englischen von Heiner Kober), 556 Seiten (lesen braucht man aber nur die ersten 420 Seiten), Penguin Verlag 2015,

Knorpel

Am 15.10.2019 fec.