Buchbesprechung: „Vater Unser“

Sogar auf der 2019er Longlist für den Deutschen Buchpreis, empfiehlt sich Angela Lehners Erstlingswerk für alle Österreich-Urlauber, alle Nie-Wieder-Österreich-Urlauber, alle Freunde und Feinde österreichischer Küche und -Flüche, alle Freunde und Feinde des gepflegten und gehegten Österreich-Klischees. Auch wer - nur zum Beispiel - vorhat, mit einer Selbsteinweisung seiner Zwangseinweisung zuvorkommen zu müssen und aus seinem urbanen Wolkenkuckucksheim hinaus und übers oder besser ins stets verlässlich traumhaft traumatisch gemachte Nest kärntnerisch-katholischer (ja, tatsächlich - immer noch!) Tonierung fliegen zu können, oder wer glaubt, in der Befassung mit eigenen Figurproblemen, eigenem Reizdarm, eigenem Veganismus oder anderen Nahrungsmittelintoleranzen liege die Weltrettung, ist mit diesem Roman bestens bedient! Erspart dieser - sieht man von allfälligen Austria-Idiom-Einsprengseln (eh mit Schmäh!) ab - für unsere anspruchsvolle bumsdeutsche „Generation Why“ in einfacher Sprache geschriebene Text doch den Download jedes Cloud-Abo sprengender Gigabyte-Dateien von Österreich-Preziosen, angefangen bei Thomas Bernhard über Sigmund Freud, Ingeborg Bachmann bis Elfriede Jellinek. Die zu ihrem Glück junge, aber nicht ganz junge Autorin stammt - allein das sagt eigentlich wie uneigentlich schon alles! - aus Klagenfurt, hat sich dort natürlich auch vom Durchlauferhitzer der „Häschenschule“ erwärmen lassen und lebt in Berlin! Unbedingt als gedrucktes Buch kaufen, schon der Umschlagfarbe wegen!

Angela Lehner: „Vater unser“ (Hanser Berlin, 2019)

Tinnitus Audi!
Am 7. September 2019