planetenlieben
erste. letzte

Eigentlich folge ich dem Diktum des Peter Rühmkorf, der da sagte: "Wer Lyrik schreibt, ist verrückt, wer sie für wahr nimmt, wird es." Aber ich bin jetzt alt genug, daß mich diese Aussicht nicht mehr schreckt. Also greife ich zur Lyrik und fühle mich verrückt.*

Lyrik schreiben ist schwer. Lyrik lesen auch. Lyrik verstehen mitunter unmöglich. Aber hin und wieder - in der richtigen Stimmung - verspüre ich etwas, kommen eigene Bilder, eigene Erinnerungen hoch und dann weiß ich was der Dichter mir sagen will. Mit wenigen Worten beschreibt er die flirrende Hitze im Hochsommer auf einer Kuhweide oberhalb des Graubündnerischen Disentis oder sonstwo und mir läuft der Schweiß von der Stirne und ich verscheuche in Gedanken die Fliegen: "fliegen fliehen die schattenberwegungen vom schwanz der kuh" - das trifft es genau!

Ausnehmend gefallen hat mir die Warnung vor dem Holzbock in dem Gedicht Natürlich:

Holzbock gemeiner
Hintertücke Dein Name
Natur natürlich

Die Selbstverständlichkeit der Natur samt des natürlichen Borreliums, hat sie sie sich nicht schon immer und jedem gegenüber als hin und wieder außerordentlich gemein erwiesen? Aber andererseits bietet sie auch Cannabis, aber das wäre ein anderes Gedicht.

Jamie Konrad, planetenlieben. Schäfer&Schäfer Quicumque 2019

Knorpel 10.07.2019 fec.

* wie verrückt kann man unter Gegenlyrik nachschlagen.