Der Gauschreck im Rosennetz

Richtig genießen kann das Werk nur, wem die dekadente, surreale und dem Untergang zustrebende österreichische KuK-Monarchie bekannt ist. Darüber hinaus würde es nicht schaden, wenn der Leser die wienerische und böhmische Sprache kennt und versteht.
Die skurrile Erzählung -so nennt sie der Verfasser selbst- spielt zur Zeit des Kaisers Franz-Joseph, also in der guten alten Zeit.
Der kaiserliche Hofsekretär vom kaiserlichen Hoftrommeldepot, im Sommer zusätzlich zugeteilt dem kaiserlichen Obersthofsilberlöffelbewahrer von Kärnten und der windischen Mark, Jaromir Edler von Eynhuf, ist verlobt mit Crispine der älteren, aber hässlicheren Tochter des kaiserlichen Hofzwerg i.R. Zephyses Zumpi. Na gut, sie wird gegebenenfalls aber viel erben.
Eynhuf will dem Kaiser zum 25. Dienstjubiläum seine seltene – die größte und vollständigste in den gesamten Erblanden – Milchzahnsammlung hübsch aufbereitet dedizieren. Es fehlt aber noch ein Milchzahn. Der soll aus dem Mund der größten lebenden allgemein anerkannten Schönheit stammen. Eynhuf ist überzeugt: diese Schönheit ist Demoiselle Höllteufel, eine Sängerin und Schauspielerin. Er will sich Zugang zu ihr verschaffen über ihre Zofe auch als verkleideter Riesenschmetterling auf einem Faschingsball, um sie zu bitten, ihm ihren letzten Milchzahn zu geben.
Das klappt natürlich nicht, außerdem verliebt er sich noch in sie. Es kommt zu vielen Komplikationen.
Er verliert den Job und ist verzweifelt. Schließlich versucht er, einem blutjungen Mädchen einen Milchzahn auszubrechen. Die Polizei erwischt ihn dabei. Er flieht in seine Wohnung. Dort lädt er die Pistole mit den Milchzähnen seiner Sammlung und erschießt sich.

Ende.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando "Der Gauschreck im Rosennetz", viele Seiten, Ullstein Verlag

Aule 20.01.2015 fec.